Die Skiliftallrounderin bewegt sich zwischen den Polen von Tag und Nacht, Front- und Backstage, oben und unten, Chaos und Ordnung, Spektakel und Stille, Dreck und Sauberkeit, SRF3 und Musikwelle, zuhören und erzählen, Technik und Handarbeit, Sichtbarem und Unsichtbarem, drinnen und draussen. Das Und ist immer entscheidend.

Das Anfangsbild am Morgen.
Präparierte Pisten, saubere Tische, gefüllte Kühlschränke, erkaltete Suppen und geschlossene Türen. Der Tag beginnt. Die Skiliftallrounderin parkiert ihr Auto, natürlich einen Allrad, gekonnt auf einem der leerstehenden Parkfelder. Das Gesicht von der Wintersonne gezeichnet, die Sonnenbrille lässig auf dem Kopf. Auf ihrer schwarzen Helly Hanson-Jacke mit orangener
Kapuze steht in derselben Farbe der Name des Skiortes auf Rücken und Ärmeln. Alle, die am Skilift arbeiten, tragen diese Jacken; was sie unterscheidet, sind die individuellen Namen, die über der Brust angebracht sind.

Die Skiliftallrounderin agiert zwischen verschiedenen Orten und Räumen. Getränkelagern, Putzräumen, Tresen, Materiallagern, Skilifthäusern und Maschinen. Der Weg dazwischen ist entscheidend.

Der Lift wird gestartet. Ein beruhigendes “Tack Tack’ ertönt. Lässig schnappt sie sich einen Bügel und fährt hoch, den Blick nach oben zu den Masten gerichtet, prüfend, ob das Seil auch wirklich in der Mitte läuft. Oben angekommen wird geschaufelt, werden Leitern aufgestellt und Nothalte installiert. Alles, was in der Nacht durch den Wind in Schieflage geraten ist, wird wieder ins Lot gebracht. Mit dem Funkgerät vermittelt sie zwischen oben und unten, zwischen Hilferuf und Kommentar, zwischen Frage und Antwort und den verschiedenen Posten.

Währenddessen klammern sich Menschen an den Bügeln fest. Sie bilden eine Kolonne, welche sie nach oben bringt. Fällt ein Mensch aus der Kolonne, stellt sie den Lift ab. Das Hindernis, das jetzt auf der Linie liegt, rutscht aus den Spurrillen, und sie startet den Lift wieder.
Einige sich abbügelnde Personen schauen in das Hüttli und winken der Skiliftallrounderin zu. Manchmal steht sie vor ihrem Hüttli und plaudert mit Menschen über das Wetter und andere aktuelle Lagen.

Punkt vier Uhr nachmittags stellen die Lifte ab. Was am Morgen installiert wurde, wird jetzt wieder abgebaut, geschlossen, geputzt und verstaut, der Abfall des Tages in schwarzen grossen Müllsäcken in Kisten gepackt. Die Spuren des Tages werden beseitigt, das Bild für den nächsten Morgen wieder hergestellt.

Die Skiliftallrounderin ist temporär. Der Sommer ist das Gegenteil vom Winter. Dann sind die Skilfitallrounder*innen am Heuen, gehen z’Alp, arbeiten auf dem Bau, sind pensioniert oder fahren Lastwagen. Dazwischen liegt der Frühling und der Herbst.

Am nächsten Morgen startet der Tag in einem perfekt präparierten Bild.

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(*1991) studierte Theaterpädagogik (BA) und Transdisziplinarität (MA) an der Zürcher Hochschule der Künste, im Herbstsemester 2019 mit einem Sprung ins Studio Social Design an der Universität für Angewandte Kunst in Wien. Sie realisiert Projekte an der Schnittstelle von Theater, bildender Kunst und soziokultureller Animation, interessiert sich für Durchkreuzungen aller Art und verbringt die Sommermonate jeweils auf der Alp.